Unterstützer des DWIH Moskau über wissenschaftliche Zusammenarbeit in Pandemiezeiten

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Das Deutsche Wissenschafts- und Innovationshaus (DWIH) Moskau bat seine Unterstützer wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Russland in Pandemiezeiten zu kommentieren.

Das Wort „Krise“ setzt sich im Chinesischen aus zwei Schriftzeichen zusammen. Das eine bedeutet „Gefahr“ und das andere – „Chance“. Die Gefahr zwingt uns dazu unser Handeln und alte Überzeugungen in Zweifel zu ziehen, neue Lösungen zu finden, andere Wege zu gehen, auch wenn wir das Ende nicht kennen. Das ist das positive an einer Krise. Diese Chance müssen wir für die internationale Zusammenarbeit nutzen. Ob wir Corona und andere zukünftige Herausforderungen bewältigen wird ganz entscheidend davon abhängen was wir aus dieser Krise lernen. Videobotschaft von Prof. Dr. Joybrato Mukherjee auf Deutsch (YouTube).
Prof. Dr. Joybrato Mukherjee, Präsident des Deutschen akademischen Austauschdienstes (DAAD)
Die DFG reagiert auf die Corona-Pandemie mit einer Vielzahl von Initiativen: So stellen wir 175 Millionen Euro als Finanzhilfe für Forschungsprojekte bereit. Zur Erforschung von Pandemien starteten wir eine thematisch breit angelegte Ausschreibung, die sich auch internationaler Beteiligung, wie die der Russian Foundation for Basic Research (RFBR), erfreut. Da ein koordiniertes Vorgehen über Fächer- und Ländergrenzen hinweg bedeutend ist, haben wir eine hochrangige interdisziplinäre Kommission für Pandemieforschung eingerichtet, die Grundlagenforschung stärken und Forschungsbedarfe identifizieren soll.
Professor Dr. Katja Becker, Präsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)
Die COVID-Infektion stellt die Weltgemeinschaft vor eine große Herausforderung. Wissenschaftler in Helmholtz-Zentren arbeiten interdisziplinär an verschiedenen Aspekten dieses globalen Problems. Man untersucht das Erbgut des COVID und seine Auswirkungen auf die menschlichen Zellen, entwickelt Antikörpertests und neue Wirkstoffe, mit Hilfe von mathematischen Modellen berechnet die Verbreitung der Infektion. Das sind nur einige Beispiele. Über weitere Projekte zu Coronaforschung kann man auf unserer speziell dafür eingerichteten Internetseite lesen: https://www.helmholtz.de/aktuell/coronavirus-sars-cov-2/ Die Pandemie hat auch die internationale Zusammenarbeit beeinträchtigt. Alle Kontakte sind jetzt nur in einer digitalen Form möglich. Aber die deutsch-russische Kooperation in der Wissenschaft entwickelt sich in der neuen Situation weiter. Wir sehen, dass auch unter diesen komplizierten Umständen neue bilaterale Projekte und Initiativen möglich sind.
Dr. Elena Eremenko, Außenstellenleiterin der Helmholtz-Gemeinschaft in der Russischen Föderation
Die Alexander von Humboldt-Stiftung sieht die Bewältigung der Coronavirus-Krise als eine der global wichtigsten Aufgaben. Dies hat zum einen eine inhaltliche Komponente: Humboldtianerinnen und Humboldtianer unterschiedlichster Fachgebiete und Länder tragen mit Ihrer Arbeit zur Bewältigung der Coronavirus-Krise bei. In Videoporträts berichten die Expertinnen und Experten. Zugleich beschäftigt uns schon jetzt die Frage, welche Erfahrungen, Veränderungen und auch Lerneffekte aus dieser Krise für die Förderung der internationalen Forschungszusammenarbeit hervorgehen. In der Kampagne #ResearchAcrossBorders tragen Forscherinnen und Forscher aus dem Netzwerk der Humboldt-Stiftung ihre Perspektiven bei. Zum anderen ist die Pandemie eine unmittelbare Herausforderung für junge Forschende: Neue Stellen oder Stipendien können nicht angetreten werden, Labore und Bibliotheken schließen oder schränken die Arbeit ein. Die Humboldt-Stiftung hat ein umfangreiches Paket an Maßnahmen beschlossen, um jungen Forschenden in Not beizustehen.
Dr. Enno Aufderheide, Generalsekretär der Alexander von Humboldt-Stiftung
Die RWTH Aachen University hat die Einschränkungen, die durch die Corona-Pandemie entstanden sind, sehr gut bewältigt. Wir konnten den Lehrbetrieb und auch die Forschungskontakte sehr schnell auf online-gestützte Kommunikation umstellen. Dies war dank des Umstandes möglich, dass wir uns schon geraume Zeit für die Möglichkeiten der modernen Kommunikationsformen in der Forschung und Lehre interessieren und ein eigenes Zentrum für Lehr- und Lernservices gegründet haben. Somit sind glücklicherweise auch unsere Beziehungen zu unseren russischen Partnern kaum durch die Pandemie beeinflusst worden. Die Kontakte sind keineswegs abgerissen, sondern wurden über Webkonferenzen, Telemeetings und Ähnliches fortgeführt. Leider musste der Studierendenaustausch über das Sommersemester ausgesetzt werden. Hier hoffen wir, dass mit der Rückkehr der Normalität auch das Interesse der Studierenden an diesem Austausch in ungebrochenen Weise fortgesetzt wird.  
Prof. Dr. Andrej Pich, Rektoratsbeauftragter der RWTH Aachen University für die Zusammenarbeit mit Russland
Die Auswirkungen der globalen Corona-Pandemie stellen auch unser Forschungsprojekt Großwohnsiedlungen nach der Transformation, in dem Forscher*innen des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung, der European University at St. Petersburg sowie der University of Tartu zusammenarbeiten, vor Herausforderungen. Manche Arbeitspakete müssen verschoben werden, doch glücklicherweise lassen sich viele Abstimmungen digital weiterführen. Dabei haben uns die letzten Monate aber auch gezeigt, wo der persönliche Kontakt unersetzlich ist: Unsere gemeinsame Summer School werden wir nun im kommenden Jahr in Sankt Petersburg durchführen. Im Augenblick konzentrieren wir uns auf die Aufarbeitung des bereits erhobenen empirischen Materials und arbeiten an Publikationen: Gerade haben wir einen Aufsatz mit russisch-deutscher Autor*innenschaft eingereicht.  
PD Dr. Matthias Bernt, Projektleitung „Großwohnsiedlungen nach der Transformation“ (EAT), Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung